Wochen sind vergangen,

seit ich das letzte Mal hier etwas eingetragen habe. Wie bei Willem Busch schon steht: Eins-zwei-drei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit.
Hätte Goldfederchen ( Hallo, Federchen *drück* ) nicht gepostet, hätte ich diesen Blogg vielleicht schon längst vergessen....

Also hier, für die, die so viel Zeit haben, hier in den Bloggs zu lesen:

Noch immer dreht sich alles um Mutter. Sie lebt jetzt in einem Seniorenheim. Wie es aussieht, geht es ihr ganz gut. Körperlich ist da zwar nichts mehr und ihre Motorik ist gen Null, aber sie kann dem täglichen Ablauf folgen. Da wären Singkreise, denen sie beisitzen kann, Klönecken, Fernsehecken, Gottesdienste usw. Und fast jeden Tag ist meine Liebste oder eine ihrer Schwestern da und besucht sie, geht mit ihr in den Park oder klönt mit ihr.
Und sie schafft es, immer wieder Dinge unter das Volk ( ihre Kinder ) zu streuen, die schnell Emotionen aufkochen lassen. Manche ihrer ( absichtlich von einigen? ) falsch verstandenen Äußerungen über irgendwen oder irgendwas ziehen Telefonate nach sich, in denen sich dann irgendwer über irgendwas beklagt, was Mutter angeblich gesagt haben soll - oder ihr zugestoßen ist. Dann aber nicht direkt bei der „bösen“ Schwester, sonder ganz wo anders, von wo es dann auch über drei Ecken doch wieder dort ankommt, worauf ein erboster Anruf folgt – aber natürlich auch wieder bei einer an dieser Aktion nicht beteiligter Schwester. Usw.-usw.

Mir hat man nun den Verkauf des Hauses übertragen. Das Haus hätte eine Menge Geld gebracht, aber der Zustand nach fast dreißig Jahren Vernachlässigung ist, gelinde gesagt, dramatisch. Zudem fallen die Immobilienpreise, und die hohen Vorstellungen einiger Schwestern sind nicht annähernd zu erzielen.

Zwei große Container, ein LKW des DRK (62 Säcke Altkleider und 15 Sack Wolle!!!), 24 laufende Meter (zwofuffzig breit und zwo hoch) Sperrmüll, mehr als zwanzig Touren mit dem Kombi für Altglas, Töpfe und Geschirr, mehrere Touren mit dem Kombi für die „wichtigen Unterlagen und Bilder“ und Dinge, die man noch braucht. Und… das Haus ist noch immer nicht leer.

Ob wir das Haus nicht…? Nein! Egal, was wir mit dem Haus machen, der giftige Geist meiner Schwiegermutter hockt lauernd in jeder Ritze. Für immer. Er wartet nur darauf, mich (oder jedes andere Mitglied der Familie) aus dem Hinterhalt anzuspringen. Immer, wenn ich mit einem potentiellen Käufer durch die Räume gehe, sitzt irgendwo in der Ecke meine lächelnde Schwiegermutter in ihrem Rollstuhl – so mit Nackenröllchen, mit ihren Würstchenzangen, die sie mit alten Nylons am Stuhl festgebändselt hat, ihrem Deckchen und den ganzen Provisorien, für die sie bekannt war. Sie sitzt da, schaut mich an und winkt mir zu. Dabei sagt sie: „Ihr habt mich alle bestohlen. All meine Sachen sind weg. Dafür werdet Ihr büßen!“ Dann winkt sie mir zu und rollert, wie von Geisterhand bewegt, durch die Räume. Um mich dann im nächsten Zimmer zu erwarten.

Bei dieser Aktion habe ich viele Leute kennen gelernt. Nette Paare, junge Paare mit kleinem Kind, jede Menge Makler („Kann ich SOOOFORFT für Euch verkaufen…!), Spinner („In einer Stunde haben wir den Vertrag, in zwei liegt das Geld Bar auf dem Tisch…!“), Miesepampels („In so ein Dreckloch lotsen Sie mich hier rein…?“) und jede Menge anderes Volk. Mal sehen, wer es letztendlich bekommt.

Ob sie mitbekommen hat, dass das Haus geräumt und verkauft wird? Gesagt wurde es, ja sicher. Es gibt auch zwei Generalvollmachten. Aber trotzdem verschenkt sie sporadisch an irgendwelche Leute, die ihr gerade begegnen ( Schwester Lotti vom Stockwerk 2, der Tochter ihrer Bettnachbarin, dem Pfarrer usw. ), Dinge ihres ehemaligen Haushalts, die diese gar nicht haben wollen und die es auch gar nicht mehr gibt. Schwierig zu händeln manchmal…

Und – natürlich wie in jeder Familie – sind da die „schwächsten Glieder der Familie, die man stützen muss“. Die, die sich fortlaufend Geld geliehen haben, auf ein dickes Erbe hoffen ( möglichst bald ), auch vor dem heimlichen Griff in Mutters Portemonnaie nicht zurück schreckten. Die, die (wie ging das? Keiner von denen hat eine offizielle Arbeit?) das größte, neueste und am besten eingerichtete Haus haben, in besonders guter Lage mit drei Autos. Die Schwester, die sich nie gemeldet hat, als Mutter im Krankenhaus lag. Die, die die Ausrede hatte: „Ich habe kein Geld für die Busfahrkarte…“ Sollte von dem Geld einmal etwas über sein, gibt es wohl Mord und Totschlag. Ich kann nur hoffen, dass Mutter so lange lebt, bis die Kohle bis auf den letzten Cent verbraucht ist.

Aber man lernt auch etwas. Ich habe etwas über Vor- und Nacherben gelernt.
Mutter ist Vorerbe. Ausdrücklich nicht befreiter Vorerbe. D.h., dass Mutter lediglich Verwalterin des Erbes ( in diesem Fall ist es das Haus ) ist. Sie hat es in Stand zu halten ( was nicht der Fall war ), sie darf kein Geld verschenken ( was vermutlich der Fall war – s.o. )… eigentlich darf sie nur das Haus bewohnen und hat es sorgsam zu erhalten. Sie darf nichts damit machen, wenn nicht die Nacherben mit unterzeichnen.
Wenn jetzt das Haus verkauft wird, willigen alle Schwestern als Nacherbe ein. Dann gefährden sie eigentlich auch die Nacherbenschaft, da der Erbgegenstand ( das Haus ) ja nicht mehr da ist. Das Geld wird ja für das Seniorenheim gebraucht. Wenn Bargeld da ist, kann sie es auch weggeben (diese „schwächste-Glieder-der-Familie-Geschichte), wenn jemand nur laut und überzeugend genug jammert.

Und weiterhin gibt es da etwas, das wohl keiner bis jetzt so richtig mitbekommen hat: Das so genannte Nacherbe erlischt automatisch nach dreißig Jahren. Mutter ist seit 23 Jahren Witwe. Sie kann also in sieben Jahren mit dem Vermögen tun und lassen, was sie will. Keiner kann ihr dann noch etwas vorschreiben. Hätte sie das Haus dann noch, könnte sie es auch dem Papst schenken. Oder wem auch immer. So bleibt wohl noch eine hübsche Summe über, über die sie dann testamentarisch verfügen kann. Dann geht der Spaß mit dem Erben erst richtig los….

*

Tja, was war sonst so?

Ich mache ja bekanntlich nebenher ein wenig Musik. Wir haben eine kleine CD aufgenommen und sind recht erfolgreich aufgetreten ( Live im NWDR, toller Artikel in der Presse ). Darauf bin ich schon ein wenig stolz. ( www.update-music.de )

Mein zweiter Sohn startet jetzt auch sein Studium, unterstützt durch ein Stipendium seiner vorherigen Firma. Darauf bin ich auch stolz.

Mein jüngster Sohn ist im dritten Semester „Techno-Mathe“ und schafft es nebenher auch noch, Nachhilfe zu geben und Musik zu machen ( www.claasundClaas.de ). Darauf bin ich ebenfalls gewaltig stolz.

Ich habe an zwei Preisausschreibungen für Kurzgeschichten teilgenommen. Mal sehen, ob ich da unter die Leute falle, die Grund haben, ein wenig stolz zu sein.

Ich habe noch immer keine Zeit gefunden, mich ein wenig um meine Malerei / Zeichnerei zu kümmern. Darauf bin ich gar nicht stolz.

Wir haben momentan nicht die finanziellen Mittel, die Kraft, die Zeit und die Hilfe, unsere Wohnung endlich zu renovieren. Auch hier bin ich ganz und gar nicht stolz.

Meine Gesundheit ist unter aller Sau. Kürzlich war ich wegen der fälligen Rentenverlängerung beim Vertrauensarzt der BfA, der mich fragte, was ich bei ihm solle. Mein Herz sei ein Motor, der nur auf einem Zylinder läuft – mehr schlecht als recht – und wenn ich nicht so positiv denken würde, könne die BfA an meine Witwe zahlen. Aha, denke ich. Nicht neu, aber war ja zu erwarten, dass auch dieser Arzt ein EKG und ein Echo in dieser Richtung auswertet. Als dann die Schwester bei meinem Kreislaufzusammenbruch bei 50 Watt Ergometer den Doktor rufen musste, trennten wir uns einvernehmlich: Mein ehemaliger Arbeitgeber muss nicht fürchten, dass ich noch einmal einen Arbeitsversuch machen soll.

*

Tja, da ist mal wieder was zusammen gekommen. War noch nicht alles, aber ich spare mir das eine oder andere Ereignis auf, um es in einer Kurzgeschichte zu verwursten. Die schönsten Vorlagen für Krimis und Döntjes liefert das Leben selbst, oder?


Wer bis hier durchgehalten hat: Respekt und vielen Dank.

Mit lieben Grüßen aus der Hansestadt
Korinthe
buchfinders ausnahme - 10. Sep, 11:53

Lieber Korinthe,

oftmals ist alles Sch****!
Ich kann Dich verstehen und halte Dir die Daumen, dass Sich die Gesundheit bessert.
Gruß gen Bremen...
Buchfinder

Korinthe - 10. Sep, 11:59

Danke Dir, lieber buchfinder

ich beklage mich ja nicht.

Ich habe nette Freunde, eine liebe Familie, brauche nicht mehr die Wasserkisten schleppen, kann meine Zeit frei einteilen und Dinge tun, die ich früher einfach nicht geschafft habe und vieles mehr. Wer kann das schon von sich sagen? ;-)

Auch zu Dir einen lieben Gruß,
Korinthe
SabineD - 10. Sep, 15:01

Dann mal unabhängig von den kleinen und großen Abenteuern, die das Leben so bereit hält: Ganz viel positive Energien für deine Herzensangelegenheiten. Sei sorgsam mit der Antriebsmaschine, Austauschmotoren sind schwer zu kriegen ;)

Korinthe - 10. Sep, 15:12

Danke, Sabine.

Aber mittelfristig, sagt der große Onkel mit dem weißen Kittel....
Naja, ich schiebe den Gedanken mal noch ein wenig. Darin bin ich gar nicht schlecht. Mit dem Schieben, meine ich. Eigentlich bin ich nämlich ein ganz schöner Schisser :-(

Liebe Grüße zu Dir,
Kornithe
Perdi - 10. Sep, 15:16

Servus, lieber Korinthe!

Ich war oft und oft bei dir hier zu Besuch und als sich nichts rührte dachte ich, dass du mich von den Abonnenten ausgenommen hast und wollte nicht nerven.
;o)

Gut, dass du wieder da bist!

Tja, wenn man nicht selbst für Turbulenzen sorgt, machen es die Anderen für uns.
Dein Leben ist ja auch nicht gerade das, was man sich unter einen ruhigen Lebensabend vorstellt.
Aber ich denke, dass uns der Trubel jung hält weil wir keine Zeit zum Rumhängen haben, und das ist ja auch etwas, oder?

Ich wünsche dir trotzdem etwas mehr Ruhe und dass du dich noch verstätkter deinen Passionen widmen kannst.

Liebe Grüße
Perdi

Korinthe - 10. Sep, 15:23

Hi Perdi...

ach, Du weißt ja... Es gibt halt Zeiten, wo das reale Leben wichtiger ist, als das virtuelle. Ich bin halt nicht so dazu gekommen, Geschichten und Döntjes für den Block zu schreiben.

Na, mal sehen, wie die nächste Zeit so wird.

Dicken Knuddel vom ollen
Korinthe
goldfederchen - 10. Sep, 19:20

Schön, ....

... dass Du wieder da bist.
... dass Du so viele Gründe hast, stolz zu sein.
... dass ich dazu den Anstoß geben konnte.

Ich drück Dich mal ganz feste und wünsch Dir, dass alles, aber wirklich alles, zu einem guten Ende kommt.
Liebe Grüße in die Nachbarschaft
Goldfederchen

Korinthe - 10. Sep, 19:51

Hallo Federchen

Danke für die guten Wünsche. Wird schon...

Liebe Grüße,
Korinthe

Was ich noch sagen wollte...

Ab und zu schreibe ich eine Geschichte, ein Gedicht oder sonst irgend einen Unsinn. Nicht alle meine Gedankenergüsse finden in diesen Seiten Einzug. Aber was ich hier einstelle, ist uneingschränkt von mir.


Manche Sachen sind eher lustig, mache sollen zum Nachdenken anregen und einige mögen auch ein wenig skurril daherkommen. Einige schreibe ich aus Langeweile, einige zum ver- und aufarbeiten meiner Gedanken. Einige Geschichten sind frei erfunden, andere geben, zumindest in Grundzügen, wahre Begebenheiten wider.


Aber alle sollen Spaß beim Lesen bereiten. Mir und auch anderen Lesern.Viel Spaß also beim durchstöbern und lesen meiner Schreibereien wünscht Euch Korinthe

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