Bekehrungen 2 - Pinkeln
Damals war das anders. Nicht besser, anders.
Pinkeln
Männer pinkeln im Stehen. Das ist genetisch bedingt. Dagegen kann man(n) nichts machen. Frau auch nicht. Nun ist aber Frau in den meisten Fällen die gute Seele des Haushalts, die mit Gummihandschuhen und unendlicher Geduld in der Porzellanschüssel herumwischt und den kleinen Tierchen, die man nur unter dem Mikroskop erkennt, den Garaus macht. Sie ist es, der man(n) Tag für Tag zumutet, die unüberriechbaren „kleinen Versehen“ einzuatmen (denn Mann riecht so etwas kaum), die auf dem Rand und im Großraum der Toilettenschüssel sich fleckenreich darbieten. Diesen geliebten dienstbaren Geistern des trauten Heims kann man eines nicht verdenken:
WENN SIE EINES TAGES STREIKEN.
Oder, wenn sie diese lustigen Schildchen aufhängen, die man überall für ein paar Cent bekommt: Bitte nur im Sitzen – das lustige Piktogramm mit dem hockenden Männchen – das lustige Piktogramm mit dem durchgestrichenen stehenden Männchen – das Schildchen mit den dicken Lettern TOD ALLEN STEHPISSERN.
Aber dieses Leid kann man(n) noch steigern. Wenn man nämlich zu dritt arbeitet. Die Flecken am Tatort Kloschüssel treten in potenzierter Zahl auf, einschließlich Heizkörper, und der Geruch entgeht nach längerer Zeit sogar der dafür nahezu unempfindlichen Nase des Mannes nicht.
Dieses hat Ronald immer gewusst. Irgendwie. Ronald ist ein feinfühliger Mensch. Bis zum Tag X nahm er dies zur Kenntnis, ebenso wie seine Sprösslinge. Und pinkelte möglichst genau zielend und mit einem halbwegs schlechten Gewissen im Stehen. Dass trotzdem allein durch die Wucht des Aufpralls in der nahezu einen Meter entfernten Schüsseln Spritzer aus dem Becken heraus und an die nahe Wand sprangen, nahm er missmutig zur Kenntnis und gelobte sich innerlich Besserung. Bis ihn die Faulheit beim nächsten Gang wieder besiegte.
Dann nahte der Tag der Renovierung. Streichen, Decke vertäfeln und Fußbodenbelag erneuern.
Ihgitt.
Ronald schraubte die Kloschüssel vom Boden, um den Belag darunter vorzuholen und den neuen Belag zu verlegen. In der Enge der kleinen Nische, so direkt mit dem Schnüffelorgan am Corpus Delicti, ätzte der scharfe Geruch der Jahre seinen Enthusiasmus fort. Sein Blick auf die Stellen, die seine geliebte Frau nicht einmal mit ihren kleinen Händen hat erreichen können, sagte ihm mehr als alle Bitten seiner Liebsten. Nach einem Anfall von Atemnot und einem leicht aufkommenden Brechreiz, vollendete er die Arbeiten.
Von diesem Tage an war Ronald bekehrt. Und als „Bekehrter Sitzpinkler“ missionierte er seine Söhne. Allerdings nur zu 75 Prozent. Der ältere hat mittlerweile seine eigene Wohnung und konnte das mitgenommene Geheimnis des guten Geruchs auf der Toilette schon praktisch umsetzen. Der andere Sohn vergisst manchmal in der Eile seines Tuns seine guten Vorsätze. Doch bald zieht er in eine Wohngemeinschaft mit einem Studenten und einer Studentin, die ihm sicher die letzten Kapitel dieser Missionierung noch einmal ins Gedächtnis rufen werden.
Natürlich war Ronald nun glücklich über sein neu erworbenes Wissen. Und er war stolz auf sein vernünftiges Toilettenverhalten. Aber er war alles andere als geübt. So geschah auch etwas, was ihn kurzzeitig an seinem Tun zweifeln ließ: als er nun brav nach dem Absitzen seiner Blasenentleerung aufstand und seine Unterwäsche ordnete (ist das nicht irgendwie… unmännlich beim Pinkeln?), stellte er fest, dass seine Hose noch immer um seine Knöchel auf dem Boden lag. Nach dem Pinkeln. Sehr ungewöhnliche Situation. Sehr gewöhnungsbedürftig. Nun, verstört wie er war, bückte sich Ronald hastig nach seinem Beinkleid. Und schlug heftig mit der Nase auf den Rand des Waschbeckens. Das Blut schoss aus der Nase, der Schmerz explodierte direkt hinter den Augen. Das gurgelnde Geräusch, das seiner Kehle entwich, veranlasste Sophia erschrocken hinter der Tür zu fragen, ob denn alles in Ordnung sei.
Trotz dieser schmerzhaften Phase der Eingewöhnung ist Ronald ein wahrer „Bekehrter Sitzpinkler“. Nicht nur Daheim, auch bei Freunden und auf Besuch bei Fremden. Immerhin möchte er nicht, dass die weiblichen Mitgliedern seines Familien- und Freundeskreises ihn eines Tages nicht mehr riechen können.
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Pinkeln
Männer pinkeln im Stehen. Das ist genetisch bedingt. Dagegen kann man(n) nichts machen. Frau auch nicht. Nun ist aber Frau in den meisten Fällen die gute Seele des Haushalts, die mit Gummihandschuhen und unendlicher Geduld in der Porzellanschüssel herumwischt und den kleinen Tierchen, die man nur unter dem Mikroskop erkennt, den Garaus macht. Sie ist es, der man(n) Tag für Tag zumutet, die unüberriechbaren „kleinen Versehen“ einzuatmen (denn Mann riecht so etwas kaum), die auf dem Rand und im Großraum der Toilettenschüssel sich fleckenreich darbieten. Diesen geliebten dienstbaren Geistern des trauten Heims kann man eines nicht verdenken:
WENN SIE EINES TAGES STREIKEN.
Oder, wenn sie diese lustigen Schildchen aufhängen, die man überall für ein paar Cent bekommt: Bitte nur im Sitzen – das lustige Piktogramm mit dem hockenden Männchen – das lustige Piktogramm mit dem durchgestrichenen stehenden Männchen – das Schildchen mit den dicken Lettern TOD ALLEN STEHPISSERN.
Aber dieses Leid kann man(n) noch steigern. Wenn man nämlich zu dritt arbeitet. Die Flecken am Tatort Kloschüssel treten in potenzierter Zahl auf, einschließlich Heizkörper, und der Geruch entgeht nach längerer Zeit sogar der dafür nahezu unempfindlichen Nase des Mannes nicht.
Dieses hat Ronald immer gewusst. Irgendwie. Ronald ist ein feinfühliger Mensch. Bis zum Tag X nahm er dies zur Kenntnis, ebenso wie seine Sprösslinge. Und pinkelte möglichst genau zielend und mit einem halbwegs schlechten Gewissen im Stehen. Dass trotzdem allein durch die Wucht des Aufpralls in der nahezu einen Meter entfernten Schüsseln Spritzer aus dem Becken heraus und an die nahe Wand sprangen, nahm er missmutig zur Kenntnis und gelobte sich innerlich Besserung. Bis ihn die Faulheit beim nächsten Gang wieder besiegte.
Dann nahte der Tag der Renovierung. Streichen, Decke vertäfeln und Fußbodenbelag erneuern.
Ihgitt.
Ronald schraubte die Kloschüssel vom Boden, um den Belag darunter vorzuholen und den neuen Belag zu verlegen. In der Enge der kleinen Nische, so direkt mit dem Schnüffelorgan am Corpus Delicti, ätzte der scharfe Geruch der Jahre seinen Enthusiasmus fort. Sein Blick auf die Stellen, die seine geliebte Frau nicht einmal mit ihren kleinen Händen hat erreichen können, sagte ihm mehr als alle Bitten seiner Liebsten. Nach einem Anfall von Atemnot und einem leicht aufkommenden Brechreiz, vollendete er die Arbeiten.
Von diesem Tage an war Ronald bekehrt. Und als „Bekehrter Sitzpinkler“ missionierte er seine Söhne. Allerdings nur zu 75 Prozent. Der ältere hat mittlerweile seine eigene Wohnung und konnte das mitgenommene Geheimnis des guten Geruchs auf der Toilette schon praktisch umsetzen. Der andere Sohn vergisst manchmal in der Eile seines Tuns seine guten Vorsätze. Doch bald zieht er in eine Wohngemeinschaft mit einem Studenten und einer Studentin, die ihm sicher die letzten Kapitel dieser Missionierung noch einmal ins Gedächtnis rufen werden.
Natürlich war Ronald nun glücklich über sein neu erworbenes Wissen. Und er war stolz auf sein vernünftiges Toilettenverhalten. Aber er war alles andere als geübt. So geschah auch etwas, was ihn kurzzeitig an seinem Tun zweifeln ließ: als er nun brav nach dem Absitzen seiner Blasenentleerung aufstand und seine Unterwäsche ordnete (ist das nicht irgendwie… unmännlich beim Pinkeln?), stellte er fest, dass seine Hose noch immer um seine Knöchel auf dem Boden lag. Nach dem Pinkeln. Sehr ungewöhnliche Situation. Sehr gewöhnungsbedürftig. Nun, verstört wie er war, bückte sich Ronald hastig nach seinem Beinkleid. Und schlug heftig mit der Nase auf den Rand des Waschbeckens. Das Blut schoss aus der Nase, der Schmerz explodierte direkt hinter den Augen. Das gurgelnde Geräusch, das seiner Kehle entwich, veranlasste Sophia erschrocken hinter der Tür zu fragen, ob denn alles in Ordnung sei.
Trotz dieser schmerzhaften Phase der Eingewöhnung ist Ronald ein wahrer „Bekehrter Sitzpinkler“. Nicht nur Daheim, auch bei Freunden und auf Besuch bei Fremden. Immerhin möchte er nicht, dass die weiblichen Mitgliedern seines Familien- und Freundeskreises ihn eines Tages nicht mehr riechen können.
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Korinthe - 18. Dez, 18:11
Hallo Korinthe,
Gruß...
Buchfinder
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