Das passiert halt so...

Montag, 18. Dezember 2006

Bekehrungen 1 - Rauchen

Damals war das anders. Nicht besser, anders.

Rauchen

Ronald war vor seiner Erkrankung passionierter Pfeifenraucher. Er war ein absolut toleranter Raucher. Sein Motto:
Jeder darf soviel Nichtrauchen, wie er will.

Aber er war auch ein rücksichtsvoller Raucher. An Orten, wo nicht geraucht wurde, blieb die Pfeife eben kalt. Wenn jemand sagt „Bitte nicht rauchen“, war es selbstverständlich, dass kein Wölkchen aus der Pfeife kam.

Das war zu einer Zeit, als auch bei ihm im Betrieb schön nach Rauchern und Nichtrauchern getrennt wurde. Ansatzweise zumindest. Im Tages-/Pausenraum wurden gläserne Trennwände aufgestellt und teilten einen etwa 8 Quadratmeter großen Raum ab. Wer darin saß, sah aus, wie der Frosch im Glas. Und in diesem kleinen Raum stand der Fernseher und es durfte geraucht werden.

Nun war es aber so, dass die Raucher auch die besseren Pausengesellschafter und Kartenspieler waren. Also drängelten sich alle, Raucher und Nichtraucher, in dieses enge Terrarium. Der schöne 60 Quadratmeter große Nichtraucherbereich zeugt gähnende Leere. Ronalds Eindruck:
Nichtraucher leben gesünder, aber unendlich einsam.

An einem Dezemberabend vor ein paar Jahren, um 19 Uhr 12, gingen die Lichter aus. Er hatte sich gerade eine schöne Pfeife nach dem Duschen entzündet, als es erst in der Schulter, dann im Rücken zwickte. Dann kam Dunkelheit.

Als er ein paar Tage später auf der Intensivstation aufwachte, war er noch lange nicht über den Berg. Dann die Tage im Krankenhaus, die langen Wochen in der Reha…. Er spürte kein Verlangen nach Nikotin. Und das, obwohl er fast 30 Jahre geraucht hatte. Nein, Nikotin war ihm absolut gleichgültig. Bis heute.

Ronald ist jetzt praktizierender Exraucher. Es stört ihn nicht, wenn in seiner Gegenwart geraucht wird. Solange eine meterdicke luftdichte Trennwand dazwischen ist. Allein der Qualm einer gerade angerauchten Zigarette verursacht einen unangenehmen Druck auf seiner Lunge, Hustenreiz und unangenehme Übelkeit. Ronald befürwortet ein generelles Rauchverbot in öffentlichen Räumen, besonders in Gaststätten.

Ronald hat erkannt, dass (unter Anderem) das Rauchen ihn beinahe umgebracht hat. Es bleiben ihm mit ein wenig Glück noch ein paar Jahre. Und die möchte er sich von den übrig gebliebenen Rauchern dieser Welt nicht nehmen lassen.

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Pfannengericht

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„Also ICH weiß nicht, wo Du die Pfanne hin gesteckt hast…“ sagte sie vorwurfsvoll. An ihrem leicht erhöhten Tonfall erkannte Ronald die drohende Gefahr eines kleinen Ausbruchs und zog sich zu seiner Bügelwäsche zurück. Schweigend und ein wenig grimmig steckte er das Kabel des Bügeleisens in die Steckdose und lauschte dem Geklapper in der Küche. Auch Sophia schien missgestimmt, das Abstellen der Teller und Töpfe hörte sich erkennbar energischer an.

„Aber Du hast sie doch als Letzter in der Hand gehabt“, hörte er sie aus der Küche rufen.
„Ja, das mag sein, aber ich habe einfach vergessen, wo ich sie versteckt habe.“
„Du solltest sie ja auch nicht verstecken, sondern nur SO weglegen, dass wir sie zu Weihnachten einpacken und verschenken können.“
„Sicher, aber ich dachte…“
„Nun haben wir den Salat. Hätte ich sie man gleich selber weggelegt.“
„Ach komm, meinen Pass habe ich ja auch wieder gefunden.“
„Ich BITTE Dich, das hat 6JAHRE gedauert. Glaubst Du vielleicht, dass wir SO lange warten sollen, bis Du Dich erinnerst? Und es war immerhin reiner ZUFALL, dass Du den Pass in den alten Urlaubsunterlagen gefunden hast.“
„Das Kind wird schon nicht verhungern, glaub mir.“
„Was hat das nun DAMIT zu tun? Wir reden hier von unserem Weihnachtsgeschenk von DIESEM Jahr.“
„Ich werde gleich noch einmal suchen gehen…“
„Ich will aber erst Tee trinken und mein Brötchen essen.“
„Ja bitte. Bitte iss, ich bin schon fertig. Ich kann dann ja mal schon überlegen, wo ich noch suchen kann.“

Vor etwa drei Wochen war das kleine Heftchen mit den Rabattmarken voll. Das zweite seiner Art, das sie gesammelt hatten. Und für eines der Heftchen konnte man zum halben Preis ein Produkt eines bekannten Topf- und Pfannenherstellers erstehen. Dann hatten sie einen Topf mit Deckel und eine viereckige Pfanne mit hohem Rand gewählt. Diese Pfanne sollte der Jüngste zum Auszug bekommen. Zu Weihnachten vorab, denn der Umzugstermin stand erst am 1.Februar an. Sozusagen als Signal: Ja, Kind, wir haben verstanden, dass Du auf eigenen Füßen stehen möchtest und wünschen Dir alles Gute. Diese Pfanne hatte als Artikel zum neuen Hausstand eigentlich nur symbolischen Charakter. Weil er so gerne Nudelgerichte aus der Pfanne as. Und genau diese Pfanne hatte Ronald nach dem Auspacken aus der Einkaufstasche irgendwohin gelegt. Dahin, wo man sie gleich wieder finden konnte, aber so unauffällig, dass sie nicht sofort ins Auge fiel. Nun war sie unauffindbar. Ronald hatte ein schlechtes Gewissen, doch fühlte er sich auch ein wenig unschuldig. Und Weihnachten rückte unerbittlich näher…

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Was ich noch sagen wollte...

Ab und zu schreibe ich eine Geschichte, ein Gedicht oder sonst irgend einen Unsinn. Nicht alle meine Gedankenergüsse finden in diesen Seiten Einzug. Aber was ich hier einstelle, ist uneingschränkt von mir.


Manche Sachen sind eher lustig, mache sollen zum Nachdenken anregen und einige mögen auch ein wenig skurril daherkommen. Einige schreibe ich aus Langeweile, einige zum ver- und aufarbeiten meiner Gedanken. Einige Geschichten sind frei erfunden, andere geben, zumindest in Grundzügen, wahre Begebenheiten wider.


Aber alle sollen Spaß beim Lesen bereiten. Mir und auch anderen Lesern.Viel Spaß also beim durchstöbern und lesen meiner Schreibereien wünscht Euch Korinthe

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