Die Katze hat den Sack verlassen!
Neulich schrieb ich es ja: Bei einem Autorenwettbewerb gab es eine Gewinnwarnung für mich.
Nun, gestern war der Tag. Und ich war da, begleitet von meinem ältesten Sohn, weil Familie und Freunde mit dem traditionellen Hungriglaufen für das Braunkohlessen beschäftigt waren.
Pünktlich waren wir da, zusammen mit gewiss um die 350 anderen Gästen dieser Veranstaltung. Ausgelobt waren Geldpreise, jeweils drei in zwei Kategorien: Erwachsene und Jugend bis 22 Jahre.
Spannend, Leute, was ich da beobachten konnte. Mein Sohnemann und ich konnten ein verhaltenes Grinsen nicht immer verkneifen, weil doch eine ganze Menge Leute das Klischee des freien und kreativen Künstlers / Schreiberlings nach allen Regeln der Kunst bedienten. Auffällige Brillen, Krausköpfe ( zum Teil ergraut ), Schals mit Schlodderlook... all dieses Zeug, was den Künstler für jeden Betrachter aus der Masse heraushebt. Für mich und meinen Begleiter eine absolut herausragende Erfahrung, so etwas einmal in Richtig miterlebt zu haben.
Es ging um Kurzgeschichten, 30000 Zeichen, Krimi im Raum Weser-Ems / Bremen. Die besten 6 Jugendlichen und die besten 30 Erwachsenen sollten in einem Buch abgedruckt werden. Bei den Jugendlichen kam schon eine Menge zusammen, aber 124 Erwachsene sendeten ihre KGs ein und hofften auf Platz 1, der mit immerhin 1000 Euro belohnt wurde.
Mache ich mal einen Sprung. Die Siegergeschichte der 14jährigen Autorin war gut. Verdächtig gut. Ich denke, dass da mehr als nur eine weisende Hand im Spiel war. Aber immerhin.
Die Siegergeschichte der Erwachsenen war eine Mischung aus Pater Braun- und Wallandererzählung. Nett, professionell. Wo wir denn auch schon bei den Gewinnern als solches wären:
Das Auswahlverfahren war ja mehr als aufwendig. Alle 124 Geschichten wurden drei Mal gelesen. Es blieben 30 über, die noch einmal gelesen wurden. Ausgewählt wurden 12 für die Endrunde, dann 6. Zuletzt blieben per Jurorenkonferenz drei Sieger über. Alles anonym natürlich.
Es wurden - von Platz 30 beginnend - die Namen aufgerufen. Ja Hallo? MeinChottChustav... Ich kleiner Naivling ging davon aus, dass hier aus Spass ein paar Laienschreiber ihre Werke vorstellen. Ich hatte ja eine meiner allerersten Geschichten eingesandt. So ohne Vorbildung, Kurs "Kreatives Schreiben" und die Erinnerung an eine nicht ganz so überzeugende Zensur in Deutsch in der Oberstufe. Und wo befand ich mich? Zwischen "Herr Dr. Soundso, Germanist und Autor" und "Herr Prof.Dr. Weisnichwer", der schon ein paar Bücher. Dazu kommen der Redakteur von dem ABC-Blatt, der Chefredakteur von der XXX-Zeitung, der Autor der und der Romane.... Himmel, in was für einen Kreis bin ich denn da reingestolpert? Und je näher es an Platz eins ging, desto verkniffener und angespannter waren die Zuschauer. Mein Gegenüber stößt nervös sein Glas mit Apfelsaft um, ein paar Plätze weiter wird eine Serviette zerknüddelt, es werden Händchen gehalten. Nee, dass die Leute das soo ernst nehmen. Sagt mir einfach, dass das ein Film war. Ich glaube es einfach nicht. So verkniffen, so - erbittert?
Platz sechs geht an Herrn Doktor..., Autor und Dozent aus ..., Platz fünf geht an Herrn Professor xxx aus xxx, der schon mehrfach..., Platz vier geht an... da hat mein Sohn mich angschupst. "He, Du musst hoch auf die Bühne." "Hä???" "Na los..." Als schön, geht der olle Korinthe nach oben, nimmt seine Urkunde und eine Tafel Schokolade entgegen. Nett, dass wir mal drüber geredet haben und dass ich mal mit einem Prof und einem Doc auf der Bühne vor über zweihundert bleichen Gesichtern ( die anderen rund hundertfünfzig hatten ja irgendwie etwas mit Gewinnern zu tun und waren schon wieder etwas rosiger ) etwas entgegen nehmen darf. Beim Abgehen halte ich dem sechstplatzierten die Hand hin: Herzlichen Glückwunsch. Aber auch Professoren könne ein wenig enttäuscht dreinschauen, und es schien, dass er gar nicht verstand, was ich da von ihm wollte.
Mache ich es mal kurz: drei ging an den bekannten Autor Trallalala, der schon x Bücher... Platz zwei ging an den ehemaligen Redakteur des Senders XY, der bekannt wurde durch seine Arbeit mit den und den Künstlern und zahlreiche Bücher...
Endlich das Verlesen der Siegergeschichte.
Ein paar Plätze weiter geschahen dramatische Dinge. Als die ersten Worte der Siegergeschichte gelesen wurden, riss sich ein junger Mann die Brille von der Nase und warf sie auf den Tisch. Dann vergrub er das Gesicht für lange Zeit hinter seinen Händen. Am Nachbartisch aufgeregtes Getuschel und tröstende Umarmung. Rechts neben mir hektisches Geraschel, ein Stuhl, der energisch zurück geschoben wird und zwei Leute, die eilenden Schritts den Raum verlassen.
Kurzum: die Situation rund um mich herum war wesentlich interessanter, als das Geschehen auf der Bühne. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass man so eine Sache so bitter ernst nehmen kann. Ich war tatsächlich in einen Kreis hochdotierter Honoratioren, verkniffener Individualisten und einer Horde vagabundierender Schreiber, die auf den großen Durchbruch hoffen, hineingeraten, die in Bezug auf Autorenwettbewerb keinerlei Spass verstehen. Sollte ich irgendwann einmal wieder eine Geschichte einsenden, werde ich wohl genau diese Gesichter wiedersehen.
Ach ja, Platz eins ging an den Redakteur des ABC-Verlags, der bereits...
Ich habe eine Urkunde und eine Tafel Schokolade gewonnen. Immerhin, ich habe 120 der Hard-Core-Scene hinter mir gelassen. Ganz nett, wenn man bedenkt, dass ich von diesem Job absolut null Ahnung habe und nur aus dem Bauch heraus schreibe. Aber ich sehe das locker.
Obwohl... Es hat mich dann doch ein wenig geärgert, dass die Autoren kein Freiexemplar der Anthologie bekommen haben. Ich hätte erwartet, dass zumindest die Autoren der abgedruckten Geschichten ein Buch bekommen. So musste ich es tatsächlich für den "Vorzugspreis" von 10 Euro kaufen. Will ich später ein zweites Buch haben, kostet es mich 12,80.
Tja, war schon ein Erlebnis, diese Aktion. Und hat mir Stoff für eine neue kleine Geschichte geliefert, die ich in den nächsten Tagen angehen möchte.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünscht
der olle
Korinthe
Nun, gestern war der Tag. Und ich war da, begleitet von meinem ältesten Sohn, weil Familie und Freunde mit dem traditionellen Hungriglaufen für das Braunkohlessen beschäftigt waren.
Pünktlich waren wir da, zusammen mit gewiss um die 350 anderen Gästen dieser Veranstaltung. Ausgelobt waren Geldpreise, jeweils drei in zwei Kategorien: Erwachsene und Jugend bis 22 Jahre.
Spannend, Leute, was ich da beobachten konnte. Mein Sohnemann und ich konnten ein verhaltenes Grinsen nicht immer verkneifen, weil doch eine ganze Menge Leute das Klischee des freien und kreativen Künstlers / Schreiberlings nach allen Regeln der Kunst bedienten. Auffällige Brillen, Krausköpfe ( zum Teil ergraut ), Schals mit Schlodderlook... all dieses Zeug, was den Künstler für jeden Betrachter aus der Masse heraushebt. Für mich und meinen Begleiter eine absolut herausragende Erfahrung, so etwas einmal in Richtig miterlebt zu haben.
Es ging um Kurzgeschichten, 30000 Zeichen, Krimi im Raum Weser-Ems / Bremen. Die besten 6 Jugendlichen und die besten 30 Erwachsenen sollten in einem Buch abgedruckt werden. Bei den Jugendlichen kam schon eine Menge zusammen, aber 124 Erwachsene sendeten ihre KGs ein und hofften auf Platz 1, der mit immerhin 1000 Euro belohnt wurde.
Mache ich mal einen Sprung. Die Siegergeschichte der 14jährigen Autorin war gut. Verdächtig gut. Ich denke, dass da mehr als nur eine weisende Hand im Spiel war. Aber immerhin.
Die Siegergeschichte der Erwachsenen war eine Mischung aus Pater Braun- und Wallandererzählung. Nett, professionell. Wo wir denn auch schon bei den Gewinnern als solches wären:
Das Auswahlverfahren war ja mehr als aufwendig. Alle 124 Geschichten wurden drei Mal gelesen. Es blieben 30 über, die noch einmal gelesen wurden. Ausgewählt wurden 12 für die Endrunde, dann 6. Zuletzt blieben per Jurorenkonferenz drei Sieger über. Alles anonym natürlich.
Es wurden - von Platz 30 beginnend - die Namen aufgerufen. Ja Hallo? MeinChottChustav... Ich kleiner Naivling ging davon aus, dass hier aus Spass ein paar Laienschreiber ihre Werke vorstellen. Ich hatte ja eine meiner allerersten Geschichten eingesandt. So ohne Vorbildung, Kurs "Kreatives Schreiben" und die Erinnerung an eine nicht ganz so überzeugende Zensur in Deutsch in der Oberstufe. Und wo befand ich mich? Zwischen "Herr Dr. Soundso, Germanist und Autor" und "Herr Prof.Dr. Weisnichwer", der schon ein paar Bücher. Dazu kommen der Redakteur von dem ABC-Blatt, der Chefredakteur von der XXX-Zeitung, der Autor der und der Romane.... Himmel, in was für einen Kreis bin ich denn da reingestolpert? Und je näher es an Platz eins ging, desto verkniffener und angespannter waren die Zuschauer. Mein Gegenüber stößt nervös sein Glas mit Apfelsaft um, ein paar Plätze weiter wird eine Serviette zerknüddelt, es werden Händchen gehalten. Nee, dass die Leute das soo ernst nehmen. Sagt mir einfach, dass das ein Film war. Ich glaube es einfach nicht. So verkniffen, so - erbittert?
Platz sechs geht an Herrn Doktor..., Autor und Dozent aus ..., Platz fünf geht an Herrn Professor xxx aus xxx, der schon mehrfach..., Platz vier geht an... da hat mein Sohn mich angschupst. "He, Du musst hoch auf die Bühne." "Hä???" "Na los..." Als schön, geht der olle Korinthe nach oben, nimmt seine Urkunde und eine Tafel Schokolade entgegen. Nett, dass wir mal drüber geredet haben und dass ich mal mit einem Prof und einem Doc auf der Bühne vor über zweihundert bleichen Gesichtern ( die anderen rund hundertfünfzig hatten ja irgendwie etwas mit Gewinnern zu tun und waren schon wieder etwas rosiger ) etwas entgegen nehmen darf. Beim Abgehen halte ich dem sechstplatzierten die Hand hin: Herzlichen Glückwunsch. Aber auch Professoren könne ein wenig enttäuscht dreinschauen, und es schien, dass er gar nicht verstand, was ich da von ihm wollte.
Mache ich es mal kurz: drei ging an den bekannten Autor Trallalala, der schon x Bücher... Platz zwei ging an den ehemaligen Redakteur des Senders XY, der bekannt wurde durch seine Arbeit mit den und den Künstlern und zahlreiche Bücher...
Endlich das Verlesen der Siegergeschichte.
Ein paar Plätze weiter geschahen dramatische Dinge. Als die ersten Worte der Siegergeschichte gelesen wurden, riss sich ein junger Mann die Brille von der Nase und warf sie auf den Tisch. Dann vergrub er das Gesicht für lange Zeit hinter seinen Händen. Am Nachbartisch aufgeregtes Getuschel und tröstende Umarmung. Rechts neben mir hektisches Geraschel, ein Stuhl, der energisch zurück geschoben wird und zwei Leute, die eilenden Schritts den Raum verlassen.
Kurzum: die Situation rund um mich herum war wesentlich interessanter, als das Geschehen auf der Bühne. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass man so eine Sache so bitter ernst nehmen kann. Ich war tatsächlich in einen Kreis hochdotierter Honoratioren, verkniffener Individualisten und einer Horde vagabundierender Schreiber, die auf den großen Durchbruch hoffen, hineingeraten, die in Bezug auf Autorenwettbewerb keinerlei Spass verstehen. Sollte ich irgendwann einmal wieder eine Geschichte einsenden, werde ich wohl genau diese Gesichter wiedersehen.
Ach ja, Platz eins ging an den Redakteur des ABC-Verlags, der bereits...
Ich habe eine Urkunde und eine Tafel Schokolade gewonnen. Immerhin, ich habe 120 der Hard-Core-Scene hinter mir gelassen. Ganz nett, wenn man bedenkt, dass ich von diesem Job absolut null Ahnung habe und nur aus dem Bauch heraus schreibe. Aber ich sehe das locker.
Obwohl... Es hat mich dann doch ein wenig geärgert, dass die Autoren kein Freiexemplar der Anthologie bekommen haben. Ich hätte erwartet, dass zumindest die Autoren der abgedruckten Geschichten ein Buch bekommen. So musste ich es tatsächlich für den "Vorzugspreis" von 10 Euro kaufen. Will ich später ein zweites Buch haben, kostet es mich 12,80.
Tja, war schon ein Erlebnis, diese Aktion. Und hat mir Stoff für eine neue kleine Geschichte geliefert, die ich in den nächsten Tagen angehen möchte.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünscht
der olle
Korinthe
Korinthe - 25. Nov, 10:40
Lieber Korinthe,
Ich freue mich sehr für Dich! Vielleicht solltest Du gerade diese Geschichte hier einstellen, damit alle lesen können, wofür Dir diese Ehre gebürt.
Ganz herzliche Grüße gen Bremen...
Buchfinder
Herzliche Grüße zurück aus Bremen,
Korinthe