Open Stage - Ein Erlebnis der besonderen Art
Tja, dann möchte ich mal von unserer pressebeworbenen Open Stage vom 23.04. berichten:
Einladung:
Es werden 5 Gruppen erwartet: 1x Rockabilly, 1x Swing, 1x Trio mit eigenen deutschsprachigen Liedern, 1x Bluegrass, 1x OldPicker und Kumpel ( Name dem Verfasser bekannt ). Werbung in Tagespresse und lokal im Stadtteil.
Nachfrage:
Veranstaltung im Café ( 20 Sitzplätze ), jeder bringt seine Anlage mit, für Bluegrass eigene Bühne im geräumigen Flur.
???
OldPicker: "20 Sitzplätze? 5 Gruppen? Eigene Anlage? Wir spielen ohne Anlage, der Raum ist einfach nicht groß genug. Wenn die Leute zum Zuhören kommen, wird es schon ruhig genug sein."
Der Abend:
Ankunft gegen 19:15 Uhr. Die Bühne für Bluegrass ist aufgebaut, mit Blickrichtung zum offenen Café. Bestückt mit feinster Elektronik, überall Kabel, Verstärker, Fußpedale, Notenpulte und sonstiges Gerödel. Drei Stühle. Abgetrennt davon das Café, aus dem man aus Platzgründen, da dort eine zweite Kleinbühne aufgestellt war, vier der zwanzig Sitze entfernt hatte. Diese Bühne bestückt mit zwei Schneeschaufeln in Kopfhöhe der dort sitzenden Musiker, öhmmm - Notenpulte natürlich, und drei Mikrofonen mit Ständer. Die drei Bluegrasser hockten am Rand ihrer Bühne herum, die drei Rockabillys meditierten um einen Tisch im Vorraum. Kumpel und ich ein wenig ratlos am Tresen.
Vorstellung bis 20:00 Uhr:
Begabte Kinder mit Migrationshintergrund, z.T. keine 10 Jahre alt, trugen Musik verschiedener Richtung vor. Vornehmlich Klassik auf Klavier, mit dem ganz eindeutigen Hinweis darauf, dass die beisitzende Mammi hohe Anforderungen an ihren talentierten Nachwuchs stellt. Außergewöhnlich, was die Kleinen da z.T. vortrugen! Respekt!
Publikum bis 20:00 Uhr:
Mammis, Omas und die anderen vortragenden Kids. Für zwei Mädchen kam sogar die betreuende Musikerzieherin, deren Namen ich vergessen habe, aber erinnerungsweise auch gar nicht hätte aussprechen können. Weiterhin der Moderator, seine Frau, ein Mann vom Stadtteilfernsehen, der BGZ-Schließer, die gute Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ) und der allgegenwärtige Zivi. Summa: etwas 25 Personen, ohne Bluegrass, Rockabilly und Kumpel und mich.
Der Wechsel um 20 Uhr:
Fluchtartig, nach abschließendem Applaus, verlassen Mammi, Omi, Betreuerin und alle lieben und begabten Kinder das Café. Ein nichtbellender Hund folgt unangeleint mit hängendem Kopf.
Das Publikum um 20:00 Uhr:
Der Moderator, seine Frau, ein Mann vom Stadtteilfernsehen, der BGZ-Schließer, die gute Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ) und der allgegenwärtige Zivi. Mit dabei weiterhin die drei Bluegrasser, zwei begleitende Ehegattinnen, die drei Rockabillys, Kumpel und ich. Man hört leise aus einem Nebenraum die fünf anderen Musiker sich einspielen.
Das Programm:
1. Rockabilly
Drei junge Leute mit zwei akustischen Gitarren und einem Kontrabass tragen Lieder von Bill Haley und den Beatles vor. Stark, fußwippend, mitsummend! Guter Vortrag. Bravo.
2. Sambagruppe im angrenzenden großen Saal
Das war allerdings nicht abgesprochen und wirkte, da zur gleichen Zeit wie die Rockabillys und in anderem Takt, ziemlich störend. "Davon war mir nichts bekannt", sagte der Moderator und versuchte die Tänzerinnen und Tänzer dazu zu bringen, etwas weniger Lärm zu machen. "Ätsch, das ist aber unser Probeabend..." und "Nööö..." war die Antwort. der allgegenwärtige Zivi brachte dann Ruhe ins Café, indem er eine mobile Wandtür einfach schloss.
3. Bluegrass
Auf der zweiten Bühne begann ein hektisches Auf- und Umstellen von Notenständern und Mikrofonen. Dann Einstellen und Pegeln der Verstärkeranlage.
Die Rockabillys verlassen die Veranstaltung, ihr Auftritt sei vorbei und sie wollen noch Fußball gucken.
Die Bluegrasser fangen an zu spielen, der Frontmann bricht ab, ruft seinen Kollegen zur Ordnung und erklärt ihm ein paar Griffe. Neuanfang des Liedes mit von jedem individuell gestaltetem Endakkord. Die Darbietung insgesamt ist... interessant(?) und bietet hinterher ausreichend Stoff zur Diskussion unter den Musikerkollegen.
Im Raum mittlerweile:
Der Moderator, seine Frau, ein Mann vom Stadtteilfernsehen, der BGZ-Schließer, die gute Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ), der mittlerweile gelangweilte und allgegenwärtige Zivi, die beiden begeisterten Ehegattinnen, die drei Bluegrasser, Kumpel und ich.
Ende Bluegrass, frenetischer Beifall der begeisterten Ehegattinnen und Ansage des Moderators - über die Verstärkeranlage, da das Hörvermögen der Anwesenden durch die etwas erhöhte Lautstärke der Bluegrasser vorübergehend beeinträchtigt wurde - der
4. Swingband
Nach einer zweiten Aufforderung, kamen die fünf Swingmusiker aus dem Keller. Drei nahmen auf dem kleinen Podium Platz ( wir erinnern uns, das ist jenes, welches im Café aufgebaut war und den Platz von etwa vier der zwanzig Sitzplätze belegte ). Zwei mischten sich unter das Publikum, welches nun aus dem Moderator, seiner Frau, einem Mann vom Stadtteilfernsehen, dem BGZ-Schließer, der guten Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ), dem mittlerweile höchst gelangweilten und allgegenwärtigen Zivi, den beiden begeisterten Ehegattinnen, zwei der drei Bluegrassern ( einer hatte seine Instrumente gepackt und hatte wort- und grußlos das Café verlassen ), Kumpel und mir bestand.
Gespielt wurde auf Klarinette ( sehr gut ), Gitarre ( vom Blatt, aber doch sehr ordentlich, wenn auch nicht authentisch ) und Akkordeon ( gruselig bis dramatisch ).
Nach fünf Stücken verhaltener Applaus der Anwesenden und gegen 22:10 Uhr Wechsel zum
5. Trio mit deutschsprachigen, eigenen Liedern
Der Akkordeonspieler, mit Ray-Ban-Sonnenbrille, blieb gleich sitzen, um die in schrillem orange gekleidete Sängerin instrumental zu unterstützen. Der unvermeidbare Gitarrist nahm zu ihrer Linken Platz. Leider war die Aussteuerung der Instrumente und Stimmen nicht so stimmig ( es wurde ja weiterhin auf Anlage gespielt, was ich bislang zu erwähnen vergaß ). Vielleicht war dieses mit der Grund, weshalb die zum Publikum degradierten Anwesenden die "Mit unserem nächsten Stück..." angekündigten Kunstwerke nicht in vollem Umfang würdigen und genießen konnten.
Der Applaus war höflich, motivierend und wohlwollend.
Es war dann so gegen 22:45 Uhr, als dann endlich
6. Kumpel und OldPicker
das kleine Podium besteigen konnten. Wir begrüßten herzlich den Moderator, seine Frau, einen Mann vom Stadtteilfernsehen ( im Gehen begriffen ), den BGZ-Schließer ( der zwischenzeitlich schon einmal seine Schließrunde hinter sich gebracht hatte: hier kommt keiner mehr raus ohne mich ), den mittlerweile höchst gelangweilten, maulig dreinblickenden und allgegenwärtigen Zivi ( die gute Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ) war mittlerweile gegangen ), die beiden tratschenden Ehegattinnen, einen fast schlafenden und einen mit den Ehegattinnen ins Gespräch vertrieften Bluegrasser ( einer hatte ja, ich wiederhole mich, seine Instrumente gepackt und hatte wort- und grußlos das Café verlassen ), eine grinsende Sängerin ( die der Moderator nach dem sechsten eigenen Lied gebeten hatte, bitte zum Ende zu kommen, es sei schon spät ), einen Akkordeonspieler ohne Akkordeon, aber mit Ray-Ban-Brille, einen guten Gitarristen, der aber auch schon seine Gitarre einpackte, einen anderen Gitarristen ( der sich selbst wohl schwor, vor dem nächsten Auftritt ein wenig mehr zu üben ) und noch einem anderen Herrn, der aber nicht wirklich zuzuordnen war.
Zunächst bat ich darum, dass man das vor uns aufgebaute Gerödel entferne: also Notenpulte ( Wie? Habt Ihr keine Texte dabei? ) und diese ollen Mikrofone ( Leute, wir sind doch unter uns. Machen wir es uns kuschelig und gemütlich, dann brauchen wir keine Verstärker ).
Alles Bestens! Gleich Ölf Uhr und es kann abgehen.
Ein Blick auf meinen Freund Kumpel, und meine Musikwelt geriet ins Wanken. Kumpel, mein Profi, mein Freund, mein Mitspieler, war kreideweiß, zeigte unkontrolliertes Zittern in beiden Händen und stammelte: "Wir müssen das Set ändern, ich kann nicht. Spiel was einfaches, wo ich strummen kann..."
???
Oooops....
Ok, krieg ma. Einfach. Gut, na denn.
Mein stimmgewaltiger Kumpel, raspelnd und von Zitteranfällen geschüttelt, mogelt sich durch die ersten zwei Stücke.
Lass uns das spielen, bat ich, denkend, dass er nun wieder OK wäre. Eine Strophe, Klimperklimper, Abbruch. Ich kann nicht, ich bin so nervös. Unkontrolliertes panisch-heftiges Zittern. Ich bin erschüttert, Kumpel sagt: Kann ich nichts machen. Das ist bei mir so.
Trotzdem gab es Applaus, denn sooo schlecht war es ja nicht. Nur, dass wir eben einige unserer schöneren Stücke nicht bringen konnten.
Verabschiedung der Anwesenden. Es ist Viertel vor Zwölf.
Ich klimpere noch ein wenig, während die anderen einpacken. Ich weiß nicht, was ich von Kumpel halten soll; sicher, er wird vor einem Auftritt immer ein wenig nervös, aber das am heutigen Abend toppt alles. Kaum möglich, mit ihm noch einmal so etwas zu machen, denke ich mir und verwerfe den Gedanken gleich wieder.
Aber ein leichter Geschmack von Angst bleibt bei mir, wenn Kumpel und ich wieder dabei sein sollen, dabei bei der
Open Stage
*
Liebe Grüße an alle Musikerkollegen vom ollen
Korinthe
Einladung:
Es werden 5 Gruppen erwartet: 1x Rockabilly, 1x Swing, 1x Trio mit eigenen deutschsprachigen Liedern, 1x Bluegrass, 1x OldPicker und Kumpel ( Name dem Verfasser bekannt ). Werbung in Tagespresse und lokal im Stadtteil.
Nachfrage:
Veranstaltung im Café ( 20 Sitzplätze ), jeder bringt seine Anlage mit, für Bluegrass eigene Bühne im geräumigen Flur.
???
OldPicker: "20 Sitzplätze? 5 Gruppen? Eigene Anlage? Wir spielen ohne Anlage, der Raum ist einfach nicht groß genug. Wenn die Leute zum Zuhören kommen, wird es schon ruhig genug sein."
Der Abend:
Ankunft gegen 19:15 Uhr. Die Bühne für Bluegrass ist aufgebaut, mit Blickrichtung zum offenen Café. Bestückt mit feinster Elektronik, überall Kabel, Verstärker, Fußpedale, Notenpulte und sonstiges Gerödel. Drei Stühle. Abgetrennt davon das Café, aus dem man aus Platzgründen, da dort eine zweite Kleinbühne aufgestellt war, vier der zwanzig Sitze entfernt hatte. Diese Bühne bestückt mit zwei Schneeschaufeln in Kopfhöhe der dort sitzenden Musiker, öhmmm - Notenpulte natürlich, und drei Mikrofonen mit Ständer. Die drei Bluegrasser hockten am Rand ihrer Bühne herum, die drei Rockabillys meditierten um einen Tisch im Vorraum. Kumpel und ich ein wenig ratlos am Tresen.
Vorstellung bis 20:00 Uhr:
Begabte Kinder mit Migrationshintergrund, z.T. keine 10 Jahre alt, trugen Musik verschiedener Richtung vor. Vornehmlich Klassik auf Klavier, mit dem ganz eindeutigen Hinweis darauf, dass die beisitzende Mammi hohe Anforderungen an ihren talentierten Nachwuchs stellt. Außergewöhnlich, was die Kleinen da z.T. vortrugen! Respekt!
Publikum bis 20:00 Uhr:
Mammis, Omas und die anderen vortragenden Kids. Für zwei Mädchen kam sogar die betreuende Musikerzieherin, deren Namen ich vergessen habe, aber erinnerungsweise auch gar nicht hätte aussprechen können. Weiterhin der Moderator, seine Frau, ein Mann vom Stadtteilfernsehen, der BGZ-Schließer, die gute Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ) und der allgegenwärtige Zivi. Summa: etwas 25 Personen, ohne Bluegrass, Rockabilly und Kumpel und mich.
Der Wechsel um 20 Uhr:
Fluchtartig, nach abschließendem Applaus, verlassen Mammi, Omi, Betreuerin und alle lieben und begabten Kinder das Café. Ein nichtbellender Hund folgt unangeleint mit hängendem Kopf.
Das Publikum um 20:00 Uhr:
Der Moderator, seine Frau, ein Mann vom Stadtteilfernsehen, der BGZ-Schließer, die gute Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ) und der allgegenwärtige Zivi. Mit dabei weiterhin die drei Bluegrasser, zwei begleitende Ehegattinnen, die drei Rockabillys, Kumpel und ich. Man hört leise aus einem Nebenraum die fünf anderen Musiker sich einspielen.
Das Programm:
1. Rockabilly
Drei junge Leute mit zwei akustischen Gitarren und einem Kontrabass tragen Lieder von Bill Haley und den Beatles vor. Stark, fußwippend, mitsummend! Guter Vortrag. Bravo.
2. Sambagruppe im angrenzenden großen Saal
Das war allerdings nicht abgesprochen und wirkte, da zur gleichen Zeit wie die Rockabillys und in anderem Takt, ziemlich störend. "Davon war mir nichts bekannt", sagte der Moderator und versuchte die Tänzerinnen und Tänzer dazu zu bringen, etwas weniger Lärm zu machen. "Ätsch, das ist aber unser Probeabend..." und "Nööö..." war die Antwort. der allgegenwärtige Zivi brachte dann Ruhe ins Café, indem er eine mobile Wandtür einfach schloss.
3. Bluegrass
Auf der zweiten Bühne begann ein hektisches Auf- und Umstellen von Notenständern und Mikrofonen. Dann Einstellen und Pegeln der Verstärkeranlage.
Die Rockabillys verlassen die Veranstaltung, ihr Auftritt sei vorbei und sie wollen noch Fußball gucken.
Die Bluegrasser fangen an zu spielen, der Frontmann bricht ab, ruft seinen Kollegen zur Ordnung und erklärt ihm ein paar Griffe. Neuanfang des Liedes mit von jedem individuell gestaltetem Endakkord. Die Darbietung insgesamt ist... interessant(?) und bietet hinterher ausreichend Stoff zur Diskussion unter den Musikerkollegen.
Im Raum mittlerweile:
Der Moderator, seine Frau, ein Mann vom Stadtteilfernsehen, der BGZ-Schließer, die gute Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ), der mittlerweile gelangweilte und allgegenwärtige Zivi, die beiden begeisterten Ehegattinnen, die drei Bluegrasser, Kumpel und ich.
Ende Bluegrass, frenetischer Beifall der begeisterten Ehegattinnen und Ansage des Moderators - über die Verstärkeranlage, da das Hörvermögen der Anwesenden durch die etwas erhöhte Lautstärke der Bluegrasser vorübergehend beeinträchtigt wurde - der
4. Swingband
Nach einer zweiten Aufforderung, kamen die fünf Swingmusiker aus dem Keller. Drei nahmen auf dem kleinen Podium Platz ( wir erinnern uns, das ist jenes, welches im Café aufgebaut war und den Platz von etwa vier der zwanzig Sitzplätze belegte ). Zwei mischten sich unter das Publikum, welches nun aus dem Moderator, seiner Frau, einem Mann vom Stadtteilfernsehen, dem BGZ-Schließer, der guten Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ), dem mittlerweile höchst gelangweilten und allgegenwärtigen Zivi, den beiden begeisterten Ehegattinnen, zwei der drei Bluegrassern ( einer hatte seine Instrumente gepackt und hatte wort- und grußlos das Café verlassen ), Kumpel und mir bestand.
Gespielt wurde auf Klarinette ( sehr gut ), Gitarre ( vom Blatt, aber doch sehr ordentlich, wenn auch nicht authentisch ) und Akkordeon ( gruselig bis dramatisch ).
Nach fünf Stücken verhaltener Applaus der Anwesenden und gegen 22:10 Uhr Wechsel zum
5. Trio mit deutschsprachigen, eigenen Liedern
Der Akkordeonspieler, mit Ray-Ban-Sonnenbrille, blieb gleich sitzen, um die in schrillem orange gekleidete Sängerin instrumental zu unterstützen. Der unvermeidbare Gitarrist nahm zu ihrer Linken Platz. Leider war die Aussteuerung der Instrumente und Stimmen nicht so stimmig ( es wurde ja weiterhin auf Anlage gespielt, was ich bislang zu erwähnen vergaß ). Vielleicht war dieses mit der Grund, weshalb die zum Publikum degradierten Anwesenden die "Mit unserem nächsten Stück..." angekündigten Kunstwerke nicht in vollem Umfang würdigen und genießen konnten.
Der Applaus war höflich, motivierend und wohlwollend.
Es war dann so gegen 22:45 Uhr, als dann endlich
6. Kumpel und OldPicker
das kleine Podium besteigen konnten. Wir begrüßten herzlich den Moderator, seine Frau, einen Mann vom Stadtteilfernsehen ( im Gehen begriffen ), den BGZ-Schließer ( der zwischenzeitlich schon einmal seine Schließrunde hinter sich gebracht hatte: hier kommt keiner mehr raus ohne mich ), den mittlerweile höchst gelangweilten, maulig dreinblickenden und allgegenwärtigen Zivi ( die gute Seele vom Tresen ( ehrenamtlich ) war mittlerweile gegangen ), die beiden tratschenden Ehegattinnen, einen fast schlafenden und einen mit den Ehegattinnen ins Gespräch vertrieften Bluegrasser ( einer hatte ja, ich wiederhole mich, seine Instrumente gepackt und hatte wort- und grußlos das Café verlassen ), eine grinsende Sängerin ( die der Moderator nach dem sechsten eigenen Lied gebeten hatte, bitte zum Ende zu kommen, es sei schon spät ), einen Akkordeonspieler ohne Akkordeon, aber mit Ray-Ban-Brille, einen guten Gitarristen, der aber auch schon seine Gitarre einpackte, einen anderen Gitarristen ( der sich selbst wohl schwor, vor dem nächsten Auftritt ein wenig mehr zu üben ) und noch einem anderen Herrn, der aber nicht wirklich zuzuordnen war.
Zunächst bat ich darum, dass man das vor uns aufgebaute Gerödel entferne: also Notenpulte ( Wie? Habt Ihr keine Texte dabei? ) und diese ollen Mikrofone ( Leute, wir sind doch unter uns. Machen wir es uns kuschelig und gemütlich, dann brauchen wir keine Verstärker ).
Alles Bestens! Gleich Ölf Uhr und es kann abgehen.
Ein Blick auf meinen Freund Kumpel, und meine Musikwelt geriet ins Wanken. Kumpel, mein Profi, mein Freund, mein Mitspieler, war kreideweiß, zeigte unkontrolliertes Zittern in beiden Händen und stammelte: "Wir müssen das Set ändern, ich kann nicht. Spiel was einfaches, wo ich strummen kann..."
???
Oooops....
Ok, krieg ma. Einfach. Gut, na denn.
Mein stimmgewaltiger Kumpel, raspelnd und von Zitteranfällen geschüttelt, mogelt sich durch die ersten zwei Stücke.
Lass uns das spielen, bat ich, denkend, dass er nun wieder OK wäre. Eine Strophe, Klimperklimper, Abbruch. Ich kann nicht, ich bin so nervös. Unkontrolliertes panisch-heftiges Zittern. Ich bin erschüttert, Kumpel sagt: Kann ich nichts machen. Das ist bei mir so.
Trotzdem gab es Applaus, denn sooo schlecht war es ja nicht. Nur, dass wir eben einige unserer schöneren Stücke nicht bringen konnten.
Verabschiedung der Anwesenden. Es ist Viertel vor Zwölf.
Ich klimpere noch ein wenig, während die anderen einpacken. Ich weiß nicht, was ich von Kumpel halten soll; sicher, er wird vor einem Auftritt immer ein wenig nervös, aber das am heutigen Abend toppt alles. Kaum möglich, mit ihm noch einmal so etwas zu machen, denke ich mir und verwerfe den Gedanken gleich wieder.
Aber ein leichter Geschmack von Angst bleibt bei mir, wenn Kumpel und ich wieder dabei sein sollen, dabei bei der
Open Stage
*
Liebe Grüße an alle Musikerkollegen vom ollen
Korinthe
Korinthe - 28. Apr, 12:52