Trübsinn...
Was für ein total doofer Tag. Ich hänge hier lustlos und geistig wie in Watte verpackt an meinem Schreibtisch herum und starre gedankenverloren aus dem Fenster.
Erst hatte ich ja noch einen recht guten Start. Teepott, kleines Brot, Tageszeitung ( Klatsch und Tratsch, Familienanzeigen und Leserbriefe ). Dann ein wenig Hausarbeit, liebevolles Aufstreichen der Gewürze auf die Hähnchenbeine für heute Mittag. Dann löschen der Spams, so der Filter sie nicht schon gekillt hat. ( War da nicht neulich ein Artikel, wo von einem Spammer berichtet wurde, der 180.000 $ Strafe zahlen muss und zwei Jahre in'n Teng marschiert? ).
Tja, und nun sitze ich hier. Die dicken Äste der Eiche direkt vor meinem Fenster bewegen sich im Sturm, einzelne der gelben und braunen Blätter werden mitgerissen und verschwinden irgendwo links am Fensterrand, sich in anmutigen Pirouetten drehend. Meine Augen folgen träge.
Dunkle Wolken treiben am Himmel ihr Unwesen. Nur um mich noch tiefer in meine dumpfen Gedanken zu drücken, pinkeln sie mir in gleichmäßigem Strahl den Regen vor mein Fenster. Der Sturm drückt die fetten Tropfen gleichmäßig in waagerechtem Flug um die Hausecke, damit es auch schön flächendeckend mein sonst gut geschütztes Fenster trifft. Mit dumpfem Platsch zerschellen sie auf der Scheibe. Ich fühle mich trotzdem getroffen.
Viertel vor eins am Tag, ich friere und habe meine Lampe angeknipst. Der Lüfter des Computers rauscht gegen das Pfeifen des Sturms und das Poltern der Regentropfen an. Die Tastatur wartet vergeblich auf Eingaben Meine Beine registrieren Kälte, obwohl die Heizung nur eine Handspanne entfernt ist. Die Kälte kommt von innen.
Das Telefon hat vorhin geklingelt. Ich konnte einfach nicht abheben. Ich wusste ja, wer an der anderen Seite mit endlos langem und langweiligem Gelaber hockte und nur darauf wartete, mir meine knappe Zeit zu stehlen. Ich will das jetzt nicht.
Ich suche die Fenster der Nachbarn ab. Nicht, dass ich ein Spanner bin. Nein, bestimmt nicht. Ich schaue nur, ohne etwas wirklich zu sehen. Zwei, nein, jetzt drei Lichter in den Küchen. Zeit für das Mittagessen. Hunger nimmt keine Rücksicht auf das Wetter. Und eingefahrene Rituale und Gewohnheiten auch nicht. Die alten Leute hier haben eben ihre Zeiten. Um halb Acht Frühstück, Mittag um halb Zwei. Dreiviertel Vier Kuchen und Kaffee, um Sieben Abendbrot. Im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter. Ich kann das nicht. Noch nicht. Aber vielleicht werde ich einmal so alt, dass ich einen festen Zeitplan brauche, um nicht ganz im Stumpfsinn zu versacken.
Ihr Blätter, wollt ihr tanzen. Ich summe das alte Kinderlied und erschrecke über die Töne, die die Stille durchdringen. Lauter als der Lüfter meines Computers. Lauter als der Sturm, der an meinem Fenster rüttelt. Peinlich berührt verstumme ich und suche wieder inneren Halt im Betrachten der fliegenden Farbfetzen, die draußen vorbei huschen. Ich schwimme noch immer in einer gelartigen Masse, wie in Zeitlupe, frierend und entseelt. Wie so oft im Herbst.
Kurz nach eins. Noch immer nichts geschafft an diesem Tag. Morgen ärgere ich mich bestimmt, diesen Vormittag mit Herumsitzen vertan zu haben. Dann denke ich an den Montag und nehme mir vor, ein wenig fleißiger zu sein. Meine Geschichte weiter zu schreiben, mich im Internet über das neueste Projekt zu informieren, Freunde anzurufen, ihnen zumindest zu mailen. Endlich wieder die Zeichenstifte hervor zu holen und die Liedtexte endlich auswendig zu lernen.
Aber dieses fromme Denken verblasst und verschwindet in der nebulösen Masse der trüben Gedanken. Ich kann mich geistig einfach nicht bewegen, alle Ideen dümpeln ungreifbar und kaum zu erkennen auf dem trägen, öligen See meines angeschlagenen Gemüts.
Genug jetzt. Es ist viertel nach Eins. Um kurz vor halb Zwei mache ich den Ofen an. Dann habe ich das Essen fertig, wenn meine Liebste kommt. Dann hat die Stille ein Ende. Gott sei Dank. Oder leider? Es ist ja nicht schlecht, wenn man mal seinen Gedanken nachgehen kann. Sich treiben lässt. Wenn man dann aber auch den Punkt findet, umzukehren und wieder am täglichen Geschehen teilzunehmen. Und nicht im Sumpf versinkt, zufrieden mit sich und seinem Trübsinn. Nicht umkehren will, weil die Traurigkeit und die Melancholie einen so richtig ausfüllt und keinen Platz lässt für irgend etwas anderes.
Herbst. Manchmal könnt ich heulen. Menno...
Erst hatte ich ja noch einen recht guten Start. Teepott, kleines Brot, Tageszeitung ( Klatsch und Tratsch, Familienanzeigen und Leserbriefe ). Dann ein wenig Hausarbeit, liebevolles Aufstreichen der Gewürze auf die Hähnchenbeine für heute Mittag. Dann löschen der Spams, so der Filter sie nicht schon gekillt hat. ( War da nicht neulich ein Artikel, wo von einem Spammer berichtet wurde, der 180.000 $ Strafe zahlen muss und zwei Jahre in'n Teng marschiert? ).
Tja, und nun sitze ich hier. Die dicken Äste der Eiche direkt vor meinem Fenster bewegen sich im Sturm, einzelne der gelben und braunen Blätter werden mitgerissen und verschwinden irgendwo links am Fensterrand, sich in anmutigen Pirouetten drehend. Meine Augen folgen träge.
Dunkle Wolken treiben am Himmel ihr Unwesen. Nur um mich noch tiefer in meine dumpfen Gedanken zu drücken, pinkeln sie mir in gleichmäßigem Strahl den Regen vor mein Fenster. Der Sturm drückt die fetten Tropfen gleichmäßig in waagerechtem Flug um die Hausecke, damit es auch schön flächendeckend mein sonst gut geschütztes Fenster trifft. Mit dumpfem Platsch zerschellen sie auf der Scheibe. Ich fühle mich trotzdem getroffen.
Viertel vor eins am Tag, ich friere und habe meine Lampe angeknipst. Der Lüfter des Computers rauscht gegen das Pfeifen des Sturms und das Poltern der Regentropfen an. Die Tastatur wartet vergeblich auf Eingaben Meine Beine registrieren Kälte, obwohl die Heizung nur eine Handspanne entfernt ist. Die Kälte kommt von innen.
Das Telefon hat vorhin geklingelt. Ich konnte einfach nicht abheben. Ich wusste ja, wer an der anderen Seite mit endlos langem und langweiligem Gelaber hockte und nur darauf wartete, mir meine knappe Zeit zu stehlen. Ich will das jetzt nicht.
Ich suche die Fenster der Nachbarn ab. Nicht, dass ich ein Spanner bin. Nein, bestimmt nicht. Ich schaue nur, ohne etwas wirklich zu sehen. Zwei, nein, jetzt drei Lichter in den Küchen. Zeit für das Mittagessen. Hunger nimmt keine Rücksicht auf das Wetter. Und eingefahrene Rituale und Gewohnheiten auch nicht. Die alten Leute hier haben eben ihre Zeiten. Um halb Acht Frühstück, Mittag um halb Zwei. Dreiviertel Vier Kuchen und Kaffee, um Sieben Abendbrot. Im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter. Ich kann das nicht. Noch nicht. Aber vielleicht werde ich einmal so alt, dass ich einen festen Zeitplan brauche, um nicht ganz im Stumpfsinn zu versacken.
Ihr Blätter, wollt ihr tanzen. Ich summe das alte Kinderlied und erschrecke über die Töne, die die Stille durchdringen. Lauter als der Lüfter meines Computers. Lauter als der Sturm, der an meinem Fenster rüttelt. Peinlich berührt verstumme ich und suche wieder inneren Halt im Betrachten der fliegenden Farbfetzen, die draußen vorbei huschen. Ich schwimme noch immer in einer gelartigen Masse, wie in Zeitlupe, frierend und entseelt. Wie so oft im Herbst.
Kurz nach eins. Noch immer nichts geschafft an diesem Tag. Morgen ärgere ich mich bestimmt, diesen Vormittag mit Herumsitzen vertan zu haben. Dann denke ich an den Montag und nehme mir vor, ein wenig fleißiger zu sein. Meine Geschichte weiter zu schreiben, mich im Internet über das neueste Projekt zu informieren, Freunde anzurufen, ihnen zumindest zu mailen. Endlich wieder die Zeichenstifte hervor zu holen und die Liedtexte endlich auswendig zu lernen.
Aber dieses fromme Denken verblasst und verschwindet in der nebulösen Masse der trüben Gedanken. Ich kann mich geistig einfach nicht bewegen, alle Ideen dümpeln ungreifbar und kaum zu erkennen auf dem trägen, öligen See meines angeschlagenen Gemüts.
Genug jetzt. Es ist viertel nach Eins. Um kurz vor halb Zwei mache ich den Ofen an. Dann habe ich das Essen fertig, wenn meine Liebste kommt. Dann hat die Stille ein Ende. Gott sei Dank. Oder leider? Es ist ja nicht schlecht, wenn man mal seinen Gedanken nachgehen kann. Sich treiben lässt. Wenn man dann aber auch den Punkt findet, umzukehren und wieder am täglichen Geschehen teilzunehmen. Und nicht im Sumpf versinkt, zufrieden mit sich und seinem Trübsinn. Nicht umkehren will, weil die Traurigkeit und die Melancholie einen so richtig ausfüllt und keinen Platz lässt für irgend etwas anderes.
Herbst. Manchmal könnt ich heulen. Menno...
Korinthe - 9. Nov, 13:27